Diagnose Brustkrebs, mein Kampf zurück ins Leben
Alles begann im November 2012 – Diagnose Brustkrebs:
Ich bin mit einer „Delle“ in der Brust zum Frauenarzt, da ich selbst keinen Knoten ertasten konnte, war ich eigentlich nicht der Meinung, dass es irgendwie etwas schlimmeres sein konnte. Der Arzt selbst ertastete erst auch nichts, im Ultraschall entdeckte er dann aber einen Knoten von etwa 2 cm Durchmesser. Da war ich erst einmal platt. Dank hervorragender Unterstützung meines Arztes hatte ich aber nicht wirklich Zeit viel nachzudenken. Noch für denselben Tag hatte die Sprechstundenhilfe einen Termin zur Mammographie für mich ausgemacht. Ein Biopsie Termin war schwieriger, das Krankenhaus wollte mir einen in 14 Tagen geben, aber auch das regelte die Sprechstundenhilfe super. Als ich nach der Mammografie auf das Arzt Gespräch wartete kam die dortige Sprechstundenhilfe mit der Info das bereits Montag (es war Donnerstagnachmittag) mein Biopsie Termin sei und ich sollte nach der Mammographie mir die notwendigen Unterlagen bei meinem Frauenarzt holen. Am selben Abend hab ich noch meinen Mann und meine Töchter (13/16 Jahre) informiert. Wir haben natürlich alle erst einmal geheult. Ich kann aber auch sagen, es war die richtige Entscheidung auch die Kinder zu informieren. Ich habe in der Zeit der Chemo auch Mütter kennengelernt, die dies nicht getan haben aus Angst. Kinder merken, wenn es der Mama nicht gut geht und auch aus Gesprächen mit meiner großen Tochter, weiß ich ihr hat die Ehrlichkeit viel bedeutet. Beide haben das Thema für sich ganz unterschiedlich verarbeitet, aber ich war froh das alle Bescheid wussten. Montags war Biopsie, am Freitag gab es die Ergebnisse. Es war tatsächlich ein bösartiger Knoten und die behandelnde Ärztin teilte mir mit das ich um OP, Chemo und Bestrahlung nicht rumkommen würde. Da bei allen vorangegangenen Terminen die Ärzte direkt gesagt hatten, dass sie vom Bild her, von einem bösartigen Knoten ausgehen, war an diesem Tag der Schock für mich nicht mehr so groß. Da wir uns bei unserer Ärztin gut betreut und aufgehoben fühlten (mein Mann war bei allen Terminen dabei) blieben wir auch im Krankenhaus Hoechst zur weiteren Behandlung, Es gibt aber immer die Möglichkeit eine zweite Meinung einzuholen. Ich kann jedem mit einer solchen Diagnose nur empfehlen, eine zertifiziertes Zentrum aufzusuchen und zu schauen, ob man das Gefühl hat hier gut betreut zu sein. Man verbringt viel Zeit bei diesen Ärzten und muss sich sicher fühlen. Ich bekam von meiner Ärztin, die Möglichkeit an einer Studie teilzunehmen, was ich nach einem Wochenende überlegen auch angenommen habe. Dann kamen noch div. Voruntersuchungen um auszuschließen dass der Krebs bereits gestreut hatte, was er auch glücklicherweise nicht hatte. Leider kamen dann noch zähe drei Wochen Wartezeit auf mich zu, bis die Chemo beginnen konnte, da die Pathologie so lange brauchte, um alle Voruntersuchungen abzuschließen. Meine Ärztlich hatte mir nahegelegt, erst die Chemo zu machen und dann die OP danach. Sie sagte, dann wird die OP leichter und oft ist es für die Frauen gut, zu sehen, dass die Behandlung anschlägt. Nach längerer Überlegung entschied ich mich dafür. Im Dezember begann der erste Chemozyklus, die ersten 12 waren immer wöchentlich. In der zweiten Woche bekam ich dann auch endlich meinen Port, was die weitere Behandlung deutlich einfacher und leichter machte. Weihnachten habe ich gerade noch mit Haaren auf dem Kopf geschafft, zwischen den Jahren hat mir eine befreundete Friseuse die Haare abrasiert, da ich es nicht mehr ertragen konnte das überall wo ich saß oder lag Haare lagen und ich immer voller Haare aus der Dusche kam. Ich hatte mir bereits vorab eine eigentlich tolle Perücke und einige wunderbare Tücher zugelegt. Da ich einen relativ dicken Kopf habe (Helmgröße 63) war beides nicht einfach und die Perücke sehr eng, und hat gerade als es wärmer wurde gejuckt. Der Blick in den Spiegel mit kahlem Schädel war aber weniger schlimm als gedacht und meine Familie und Freunde kommentierten Glatze, Perücke und Kopftücher durchweg ehrlich positiv, so dass die Situation gut zu verkraften war. Mit Beginn der Chemo wurde ich krank geschrieben und ich war auch froh darüber, da ich die Zeit gebraucht habe. Die Chemo-Tage waren immer sehr aufregend. Man bekam erst Blut abgenommen und das kam ins Labor und nur wenn die Werte okay waren konnte die Chemo starten. Mir fiel immer ein Stein vom Herzen, wenn die Stimme der Schwester kam „Wir können anfangen“. Solange hieß es warten. Aber man lernt Geduld zu haben, im Krankenhaus wird Zeit relativ. Da mein Mann mich zu jeder Chemo begleitete saß ich auch in der Warterei nicht alleine. Im Januar war dann die erste Kontrolle, ob die Chemo angeschlagen hat. Ich glaube ich war noch selten so nervös wie an diesem Tag. Was ging mir an alles an Gedanken durch den Kopf : „Hat die Chemo angeschlagen?“, „Wenn ja, wie gut?“, „Was passiert wenn nicht?“ und vieles mehr. Doch ich hatte Glück! Die Chemo hatte so gut angeschlagen, wie selbst die Ärztin es nicht erwartet hätte und wir freuten uns alle sehr. Das gab einen guten Schub für die weitere Behandlung. Danach warteten noch 8 wöchentliche Chemos mit weiteren Zwischenkontrollen. Nach 8 Wochen wurde der Tumor mit einer Markierung versehen, damit die Ärzte ihn in der OP noch finden. Die ersten 12 Chemos vertrug ich erfreulich gut und ohne größere Probleme. Da ich jemand bin der bis zu meiner Erkrankung ständig erkältet war mied ich in der Zeit der Chemo alle großen Menschenansammlungen und war viel zu Hause oder spazieren, oder besuchte nette Menschen, die gesund waren. Ich wollte auf keinen Fall eine Verschiebung der Chemo und damit einen möglichen Behandlungserfolg riskieren. Die letzten 4 Chemos hatten es dann in sich. Die Chemo selbst eigentlich ging, aber man musste div. Begleitmedikamente nehmen, die ich leider nicht vertrug,. Somit war mit jedes Mal mittags nach der Chemo sehr schlecht, dazu kamen zwischenzeitlich Kreislaufprobleme, einmal kippte ich zu Hause sogar um. Mit toller Unterstützung meines Mannes und meiner Kinder bin ich aber auch hier durchgekommen. Für die letzte Chemo haben mir meine Kinder Kuchen gebacken, damit ich den mitnehmen kann. Alle im Krankenhaus haben sich mit mir und über den Kuchen gefreut. Ein Beispiel: „Oh warum gibt es Kuchen? Hat jemand Geburtstag?“ „Nein, es ist meine letzte Chemo!“ „Super, das ist ja noch besser!“
Mein Mann und meine Kinder hatte mir zu Beginn der Chemo einen Kalender mit 16 Seiten gebastelt, mit Bilder und Karten und immer wenn ich eine geschafft hatte konnte ich eine Seite umdrehen. Für die letzten Chemos gab mir meine große Tochter noch ein wundervolles Lied „Be strong Mum“ von Jess Hannan. Die Sängerin hatte dieses Lied seinerzeit für Ihre an Krebs erkrankte Mutter geschrieben. Oft lag ich nach den letzten Chemos im Bett oder auf der Couch und hab das Lied gehört und es half mir immer wieder auf, wenn es mir nicht gut ging. Auch heute begleitet mich das Lied noch oft, aber immer mit positiven Gedanken. So begleiteten mich viele Menschen und gute Gedanken durch die schwere Zeit. Ich könnte hier eine endlose Zahl von Menschen nennen die mich unterstützt haben und denen ich heute noch dankbar bin dafür. Generell muss ich sagen, die ganze Zeit hat es mir sehr geholfen, dass ich von Anfang an offen mit meiner Krankheit umgegangen bin. Ich habe viel Unterstützung erfahren und viele Menschen kennengelernt, denen es ähnlich ging. Während der Chemo lernte ich eine Frau kennen, die bereits die 5.Chemo machte, aber noch immer ihren Lebenswillen nicht verloren hatte und diese Lebensfreude auch ausstrahlte. Diese Frau bewundere ich heute noch und hoffe es geht ihr immer noch gut. Nach 16 Chemos hatte ich drei Wochen Pause bis die OP kam. Am Tag vor der OP musste ich ins Krankenhaus. Hier wurde der Tumor und sein Wächterlymphknoten markiert. Diese überstand ich erfreulicher weise relativ gut, ich musste nur lernen mir wird von Narkosemitteln schlecht. Aber dafür gibt es Lösungen.
Die OP war Dienstag, am Samstag durfte ich bereits wieder nach Hause. Eine OP-Drainage musste ich leider mit heim nehmen. Zusätzlich zur Entfernung des Tumors wurde ich in der OP bereits bestrahlt, diese Option gab es unter bestimmten Voraussetzungen (die ich zum Glück erfüllte)in meiner Klinik. Damit hatte ich danach 5 Bestrahlungen weniger und da ich eigentlich sehr empfindliche Haut habe nahm ich die Möglichkeit gerne war. Aber einen Woche nach der OP war Befundgespräch im Krankenhaus, da wurde auch dies dann gezogen. Da noch Flüssigkeit in der Wunde war musste ich zu einem späteren Zeitpunkt noch zweimal punktiert werden, aber das war nicht übermäßig schmerzhaft. Bei der OP wurden der Tumor und div. Lymphknoten entfernt. Im Befundgespräch teilte mir der Arzt mit, dass die OP gut verlaufen war, dass ausreichend Abstand zum gesunden Geweben weggeschnitten wurde und das kein Knoten befallen war. Ein besseres Ergebnis ging nicht, ich war unendlich glücklich und bin erst einmal mit meiner Familie frühstücken gegangen. Nach der OP waren 4 oder 6 Wochen Pause bevor die Bestrahlung anfing. Dazu musste ich zuerst zum Vorbereitungs-CT und am Tag vor Beginn der Bestrahlung wurde alles mit Edding auf meine Brust gemalt. Zur Bestrahlung fuhr ich immer mit dem Taxi und es kostete viel Zeit aber das war auch alles. Gepudert mit reichlich Babypuder überstand meine Haut die Bestrahlung einigermaßen gut. Man sieht auf den Mammographiebildern heute noch die Verhärtung, aber ich bekam keine Probleme. Danach hatte ich 5 Wochen Pause, bis ich einen Reha-Platz hatte. Die Zeit nutzte ich und bin mit meiner Großfamilie essen gegangen, lud einen Sonntag alle Freunde zum Sektempfang die mich in dieser Zeit unterstützt hatte und die sich nun auch mit mir freuten, dass alles vorbei war.Ich hatte mich bereits früh nach den Möglichkeiten informiert und fand in der Nähe von Stuttgart eine Klinik, die Luise von Marillac Klinik, ein Haus speziell für Brustkrebspatientinnen. Ich wollte gerne ein Stück von zu Hause weg, um auch für mich Abstand zu haben. Für alle die sich gerne Bewegen, kann ich die Klinik nur empfehlen. Es ist ein kleines Haus, in toller Lage mit exzellenter Betreuung und einen tollen Angebot.Walken, Gerätetraining, Gymnastik, Yoga, und vieles Mehr stand drei Wochen lang auf meinem Programm. Ein Wochenende kam mein Mann mit den Kindern und ein Wochenende meine Schwester. Ansonsten verbrachte ich die Zeit alleine oder mit anderen Patientinnen, noch heute habe ich Kontakt zu einer der Mitpatientinnen. An meinen letzten Tag holte mich mein Mann mit meinen Kindern ab und wir fuhren zum Abschluss noch eine Woche gemeinsam nach Südtirol. Das hatten wir uns alle verdient und haben es sehr genossen. Ich habe in der Zeit viel gelernt, durfte aber auch viele sehr schöne Erfahrungen machen. Es geht immer weiter. Für alle Probleme gibt es eine Lösung, Ich hatte in dieser Zeit immer Unterstützung, wenn ich sie brauchte. Es tauchten Menschen in meinem Umfeld auf die mich unterstützten mit denen ich nie gerechnet hätte. Ich traf „Leidensgenossinnen“ von denen ich es überhaupt nicht wusste. Ich habe gemerkt, über wie viel unwichtige Dinge ich mich vorher aufgeregt habe, die mich heute nicht mehr wirklich belasten. Das Leben ist schön, man muss jeden Tag genießen und das Beste daraus machen, eine positive Einstellung hilft auch durch schlechte Zeiten.