Fehlgeburt, es passiert öfter als man denkt
Hallo an alle Leser und Leserinnen,
zuerst, möchte ich der lieben Nicole von Zickigsüss danken, dass sie meine/unsere Geschichte anonym veröffentlicht.
Es ist ein Thema, was jede Frau treffen kann und doch, spricht so gut, wie keine Frau davon. Leider, kann es jede Frau treffen. Egal wie alt oder jung sie ist und egal ob Gesund oder Krank. Ende März, kam es bei mir leider zu einer Fehlgeburt. Wir Erfuhren in der 6 Schwangerschaftswoche von unserem zweiten kleinen Wunder. Die Freude, war bei der ganzen Familie groß. Bei dem zweiten Ultraschall (10ssw) sagte mir meine Ärztin, dass unser Baby eine Woche kleiner ist. Kein Grund zur Sorge, sagte sie. Das wäre im Normalbereich und das hätte sie öfter. Doch trotzdem, ließ mich mein ungutes Gefühl nicht los.
Die Schlaflosigkeit und die Angst, dass etwas nicht stimmt, nahmen von Tag zu Tag immer mehr zu. Doch ich verdrängte diesen Gedanken. Sprach noch einmal mit meiner Hebamme, die mich ebenfalls beruhigte und mir sagte, dass alles noch im Normalbereich ist, und das es wirklich öfter vorkommt, sich aber im Laufe der Schwangerschaft wieder ändern kann. Das hoffte ich natürlich. Nur eine Woche nach dem letzten Ultraschall (11ssw) dann der Schock – Blutungen. Wir sind direkt ins nächste Krankenhaus, doch ich wusste, es ist zu spät.
Ich wusste, unser Kind ist von uns gegangen. Der behandelte Arzt im Krankenhaus bestätigte meine Vorahnung und noch immer will und kann ich es nicht glauben. Da wir an diesem Tag unterwegs waren, wir unsere Tochter dabei hatten und es nicht das Krankenhaus in unserer Nähe war, beschlossen wir, erst einmal Heim zu fahren, die Kleine bei Oma und Opa zu lassen und dann direkt weiter zu fahren in das Krankenhaus wo unsere Tochter damals zur Welt kam. Natürlich, wollte ich eine zweite Meinung hören und durch Zufall hatte der Chefarzt selbst Dienst. Doch auch er, konnte nur noch den Tot unseres Kindes feststellen. Er besprach alles mit mir und meinem Mann für die Ausschabung, die am nächsten Tag gemacht werden sollte. Aufnahmefähig war ich nicht mehr, aber ich wusste, dass ich da nicht drum herumkomme und je früher, desto besser dachte ich mir. Die Ärztin, die die Ausschabung machte, kannte mich noch aus der ersten Schwangerschaft. Was mich innerlich etwas beruhigte, den so kannte ich auch den Menschen, der an diesem Tag für mich „zuständig“ war. Auch sie erklärte mir noch einmal alles und beantwortete all meine Fragen. Zu dem gesamten Ablauf, alles was zur Ausschabung gehört, möchte ich nichts schreiben. Denn, die passenden Worte, werde ich dafür nie finden. Ich durfte am selben Tag wieder nachhause, da dies Ambulant gemacht wird. Vor einer Woche, hatte ich den Kontrolltermin bei meiner Frauenärztin. Sie hatte das Gutachten aus dem Labor, wo unser Baby untersucht wurde auf Krankheiten ect. Leider haben wir traurige Gewissheit, dass es eine Chromosomen Störung war. Sprich, entweder wäre unser Baby Behindert zur Welt kommen, oder tot geboren oder nach der Geburt verstorben. Diese Diagnose zu kennen, macht es, um ganz ehrlich zu sein, leichter zu Akzeptieren. Denn nun, weiß ich noch viel mehr zu schätzen, dass mein Körper und auch die Natur, hier alles richtig gemacht haben. Ich möchte mir ein „was Wäre wenn?“ wirklich nicht vorstellen. Wie geht es mir nun 3 Wochen danach? – Schrecklich, beschissen, am Boden zerstört. Unsere Tochter, spiegelt seid diesem Tag, mein inneres. Sie ist launisch, trotzig und Stur. All das, was ich runter schlucke, lässt sie raus. Natürlich, versuche ich Stark zu sein, vor ihr nicht in Tränen auszubrechen, aber all das, fällt mir schwer. Ich habe bereits eine Erinnerungskiste. Dort sind jede Menge Erinnerungen drin. Ob von unserer Hochzeit, die Geburt unserer Tochter, die Taufe oder nun eben auch die Fehlgeburt. Der Mutterpass, der OP-Bericht sowie ein Brief an unser Wunder liegt dort ebenfalls drin. Dort habe ich all das nieder geschrieben, was in mir so vorgeht. Auch das Buch „Feli und Matze – im Land der Kinderseelen“, was mir eine Hebamme, die auch jetzt zu jeder Zeit für mich da ist, empfahl liegt in dieser Kiste. Das Buch, beschreibt den Kreis des Lebens. Und ich weiß, dass unsere kleine Seele, einfach noch nicht bereit war, über den Regenbogen zu uns zu Rutschen. Irgendwann, wird sie soweit sein. Auch, wenn mir das erneut Schwanger werden eine Enorme Angst macht, hoffe ich, das ich irgendwann soweit bin, und wir ein kleines Geschwisterchen für unsere Tochter bekommen. Immer, wenn es mir schlecht geht, hole ich diese Kiste hervor und schaue mir alles an. Für einen kleinen Moment, bin ich dann einfach mal Abwesend und Träume vor mich hin. Was mir gut tut. Meine Mama, Häkelte mir einen kleinen Bären, der nun immer an meiner Seite ist. November, findet auf deinem Friedhof in der Nähe eine kleine Gedenkfeier und Urnenbeisetzung für alle Fehlgeburten statt. So, haben alle Eltern der Fehlgeburten, einen kleinen Ort zum Trauen. Ich möchte, auf gar keinen Fall, einer werdenden Mama Angst machen! NIEMALS. Ich möchte all die Frauen da draußen erreichen, die ebenfalls diesen scheiß durchgemacht haben. Ich weiß, dieses schwere Thema ist und bleibt ein Tabu Thema. Niemand, oder nur wenige, stellen sich in die Öffentlichkeit und sprechen frei darüber. Ja, auch ich, kann dies nicht. Es wird immer Menschen da draußen geben, die es einfach nichts angeht. Die es nicht wissen sollen. Trotzdem sollte man, egal auf welche Art und Weise, der Trauer freien laufen lassen und wenn möglich, darüber sprechen. Egal mit wem. Meine Mama und auch meine Schwiegermutter, teilen dieses Schicksal. Auch wenn dies schon Jahre her ist, wissen sie ganz genau, wie ich mich aktuell fühle. Ich spreche auch viel mit meinem Mann über das Ganze. Ich weiß, von mir selbst, dass man im ersten Moment wirklich denkt, dass man damit alleine ist und das sonst niemandem passiert. Aber dieser Gedanke ist Quatsch. Wenn ihr auch dieses Schicksal habt, dann macht euch bitte eins bewusst, ihr seid niemals alleine. Nur, wird darüber wirklich so gut wie nie gesprochen. Wie sagte die Ärztin im Krankenhaus doch so schön „Auf Dildopartys erzählen sich Frauen alles, nur nicht, dass sie eine Fehlgeburt erlebt haben. Aber wenn eine Frau dieses Thema anspricht, merkt sie sicher ganz schnell, das auch andere in der Runde, dieses Schicksal haben“.
Liebe Grüße anonym